Lange - bislang fälschlicherweise - von diversen Trainern und Spielern thematisiert, kommt es mit der Regeländerung 2016 nunmehr zur von vielen Seiten herbeigesehnten Regulierung der Anzahl der Pässe während des passiven Vorwarnzeichens. Hingegen unverändert bleibt die Regel zum Passiven Spiel betreffend des Zeitpunktes, wann von den Schiedsrichtern das passive Vorwarnzeichen (Heben der Hand, siehe Abbildung – Handzeichen17) zu zeigen ist.
Bisher haben viele Trainer- und Schiedsrichterexperten gedacht, dass die Regel zum Passiven Spiel in den Spielregeln gut beschrieben ist. Sie argumentierten jedoch, dass die Schiedsrichter, insbesondere nach dem Vorwarnsignal für Passives Spiel, nicht die gleichen Kriterien anwenden und sie forderten Änderungen, die den Schiedsrichtern weniger subjektive, sondern objektive Kriterien vorgeben. Gleichzeitig werden die Schiedsrichter aufgefordert, in diesen Situationen keine steigende Aggressivität der verteidigenden Mannschaft zuzulassen.
Grundsätzliche Bestimmungen zum Passiven Spiel sind in den Regeln 7:11 und 7:12 geregelt. Die Regel 7:12 enthält den entscheidenden neuen Text: Falls sich die Angriffsweise nach dem Anzeigen des Vorwarnzeichens nicht ändert, kann jederzeit auf Passives Spiel entschieden werden (Anm.d.Red: Der erste Satz war auch in der ursprünglichen Regel enthalten). Wird von der angreifenden Mannschaft nach maximal 6 Pässen kein Torwurf ausgeführt, wird auf Freiwurf gegen die ballbesitzende Mannschaft entschieden (13:1a, Verfahren und Ausnahmen siehe Erläuterung Abschnitt D).
Das Zählen der Pässe durch die Schiedsrichter stellt laut Regelwerk eine Tatsachenentscheidung dar, welche von den beiden Mannschaften nicht beeinsprucht werden kann.
Dieser Hinweis ist ganz klar im folgenden Satz der Regel 7:12 festgehalten: Die Feststellung über die Anzahl der Pässe treffen die Schiedsrichter im Sinne der Regel 17:11.
Neben den eben dargestellten Regelbezügen im Regelbuch, wird das Passive Spiel weiters in der Erläuterung 4 näher beschrieben. Die Abschnitte A, B, C und E der Erläuterung 4 bleiben jedoch unverändert. Zu einer Änderung kommt es lediglich im Abschnitt D, auf welchen im Nachfolgenden näher eingegangen wird:
Der neue Text weist hier noch einmal darauf hin, dass spätestens dann auf Passives Spiel zu entscheiden ist, wenn nach 6 Pässen kein Torwurf ausgeführt wurde.
Achtung! Im Regeltext steht explizit das Wort „spätestens“. D.h., die Schiedsrichter müssen nicht auf den 6. Pass warten, um auf Freiwurf gegen die ballbesitzende Mannschaft zu entscheiden.
Hierzu ein Beispiel:
31:30 für Team A. Team A ist im Ballbesitz. Die Schiedsrichter haben in der Spielminute 55:50 das Vorwarnzeichen (Handzeichen 17) angezeigt. Spieler A5 passt zum Spieler A6. Dieser passt zurück zum Spieler A5. Spieler A5 steht und prellt den Ball für 5-6 Sekunden ohne Druck zum Tor auszuüben. Hier müssen die Schiedsrichter nicht 6 Pässe abwarten, sondern sie dürfen bereits nach zwei Pässen auf Freiwurf gegen die ballbesitzende Mannschaft entscheiden.
Die Erläuterung 4, Abschnitt D, stellt eine Hilfestellung für das Zählen der Pässe dar und regelt ziemlich genau, was die Schiedsrichter nicht als Pass werten dürfen:
Beispiel: Foulspiel!
Die Schiedsrichter haben das Vorwarnzeichen für das Passive Spiel angezeigt. Nach dem 2. Pass wird der ballbesitzende Spieler A5 vom Spieler B3 gefoult (progressive Bestrafung ist nicht notwendig). Spieler A5 schafft es aber noch, den Ball zum Spieler A6 zu spielen. Spieler A6 fängt den Ball. Die Schiedsrichter entscheiden jetzt auf Foul für Spieler A5.
Richtigerweise müssten die Schiedsrichter hier Vorteil gewähren. Entscheiden die Schiedsrichter trotzdem auf Freiwurf, zählt der letzte Pass nicht zum 6 - Pass - Kontingent.
Was muss noch beachtet werden?
Beispiel zusätzlicher Pass:
Team A ist im Ballbesitz. Die Schiedsrichter haben das Vorwarnzeichen für Passives Spiel angezeigt. Spieler A4 spielt den 6. Pass zum Spieler A5. Dieser versucht auf das Tor zu werfen, wird aber vom Spieler B2 gefoult. Die Schiedsrichter entscheiden auf Freiwurf für Team A ohne progressiver Bestrafung.
Team A bekommt jetzt einen zusätzlichen Pass zugesprochen. Dieser zusätzliche Pass ist bereits bei der Freiwurfausführung „verbraucht“, wenn ein Mitspieler angespielt wird. Der angespielte Spieler muss nun werfen.
Wird dieser Wurf dann durch das abwehrende Team geblockt und der Ball gelangt wieder in den Besitz von Team A, können die Schiedsrichter noch einen zusätzlichen Pass gewähren bevor ein Spieler von Team A wieder auf das Tor wirft.
Ballbesitz erlangen bedeutet in unserem Beispiel:
An dieser Stelle muss wieder erwähnt werden, dass die Schiedsrichter lt. Regelwerk jederzeit auf passives Spiel entscheiden dürfen. D.h, die Schiedsrichter dürfen nach Ermessen bereits nach dem ersten Abwehrblock auf Freiwurf gegen Team A (=passives Spiel) entscheiden.
Abschließend findet ihr hier den genauen Regeltext, der das Zählen der Pässe regelt. Die Regel unterscheidet zwischen den Situationen vor und nach dem 6.Pass!
Vor dem erfolgten 6. Pass:
Wird dem angreifenden Team während der Anzeige des Vorwarnzeichens ein Freiwurf oder Einwurf zugesprochen, hat dies keine Auswirkung auf die gesamte
Anzahl der Pässe.
Gleiches gilt, wenn ein Pass oder ein Torwurf durch einen Feldspieler der abwehrenden Mannschaft geblockt wird und der Ball zur angreifenden
Mannschaft gelangt (auch bei einem Abwurf).
Nach dem erfolgten 6. Pass:
Wird nach dem 6. Pass auf Freiwurf, Einwurf (oder Abwurf) für die angreifende Mannschaft entschieden, hat die Mannschaft die Möglichkeit, die
Ausführung des Wurfes mit einem weiteren Pass zu verbinden, um den Angriff abzuschließen.
Gleiches gilt, wenn ein nach dem 6. Pass erfolgter Wurf durch die abwehrende Mannschaft geblockt wird und der Ball dadurch zu einem angreifenden
Spieler oder ins Tor- oder Seitenaus gelangt. Die angreifende Mannschaft hat dann die Möglichkeit, den Angriff mit einem weiteren Pass abzuschließen.
Zusammenfassung: